Der niederländische Jurist Roger Cox wird mit dem Internationalen Friedenspreis „Dresden-Preis“ 2022 ausgezeichnet. Mit der Auszeichnung wird sein bahnbrechender Beitrag zum Kampf für die Einhaltung der globalen Klimaziele mit den Mitteln des Rechts gewürdigt. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von der Klaus Tschira Stiftung gefördert. Ausgelobt wird er von Friends of Dresden Deutschland e.V. in Zusammenarbeit mit der Semperoper Dresden.
Im Mai 2021 gewann der Anwalt Cox vor einem niederländischen Gericht in Den Haag einen historischen Prozess, der den Ölkonzern Shell dazu verpflichtet, seine CO2-Emissionen bis 2030 um 45 Prozent im Vergleich zu 2019 zu reduzieren. Klimaschutz sei ein Menschenrecht, lautete Cox´ Hauptargument, der in dem Fall die niederländische Umweltorganisation „Milieudefensie“ vertrat. Das Gericht stimmte ihm zu: „Selbst wenn Staaten nichts oder nur wenig tun“, sagte Richterin Larisa Alwin bei der Urteilsverkündung, „haben Unternehmen die Verantwortung, die Menschenrechte zu achten.“
Der ehemalige US-Vizepräsident und langjährige Klimaaktivist Al Gore schrieb in einem Text im Time Magazine anlässlich der Wahl von Roger Cox zu einem der 100 einflussreichsten Menschen der Welt im Jahr 2021: „Dieser Sieg, gepaart mit Cox' früherem bahnbrechenden Fall, der die niederländische Regierung zwang, ihre Emissionen bis 2020 um 25 Prozent zu reduzieren, zeigt, dass wir nicht auf langsame Fortschritte bei immateriellen Zielen warten müssen. Wir haben die Möglichkeit – und den Präzedenzfall – jetzt konkrete Klimaschutzmaßnahmen zu fordern.“
„Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Sich in Zeiten der Klimakrise für den Frieden einzusetzen, bedeutet, verantwortungsvoll zu handeln und für ein menschenwürdiges und damit friedliches Leben zukünftiger Generationen zu kämpfen. Dies wird nur möglich sein, wenn die Zerstörung des Planeten gestoppt werden kann“, heißt es in der Begründung für die Vergabe des diesjährigen Dresden-Preises. Roger Cox reihe sich ein in die Reihe der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger des Dresdner Friedenspreises. Es handele sich dabei allesamt um Persönlichkeiten, die über ihre Zeit hinausgewachsen seien. Wie der Olympiasieger Tommie Smith (2018), der sich in Zeiten der Rassendiskriminierung bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko mit erhobener Faust für die Bürgerrechte einsetzte. Oder wie die syrische Bildungsaktivistin Muzoon Almellehan (2020) mit ihrem unermüdlichen Einsatz für bessere Bildungschancen für Kinder in Kriegs- und Krisengebieten.
„Auch Roger Cox ist gleichsam über seine Zeit hinausgewachsen. Während viele die Gefahr des Klimawandels erkennen, wird immer noch zu wenig getan. Roger Cox setzte die ihm zur Verfügung stehenden Mittel – Gesetze und Gerichtsverhandlungen – überzeugend ein“, würdigt Beate Spiegel, Geschäftsführerin der Klaus Tschira Stiftung, die Leistung des Preisträgers 2022.
Als Cox 2015 den Klimaprozess gegen die niederländische Regierung gewann, war er der erste, dem so etwas gelang. Auch das Urteil, das er gegen Shell erwirkte, war das erste seiner Art. Seine Erfolge dienen seither als Vorbild für viele Menschen auf der ganzen Welt, die gegen eine unzureichende Klimapolitik vor Gericht ziehen. Sein Eintreten kann als Meilenstein im Kampf um die Rettung des Klimas begriffen werden.
Preisverleihung
Angesichts der nach wie vor herausfordernden Corona-Situation und der damit verbundenen Maßnahmen zur Kontaktreduzierung ist es leider nicht möglich, Roger Cox den Dresden-Preis zum ursprünglich geplanten Termin im Februar 2022 in einer öffentlichen Feier in der Semperoper zu überreichen. Die öffentliche Ehrung von Roger Cox in der Semperoper wird jedoch am 19. Februar 2023 in einer doppelten Preisverleihung für die Preisträger 2022 und 2023 nachgeholt.
Dresden-Preis
Der von der Klaus Tschira Stiftung geförderte „Dresden-Preis“ wird vom Verein Friends of Dresden Deutschland e.V. ausgelobt und 2022 zum dreizehnten Mal vergeben. Bisherige Preisträger des internationalen Friedenspreises waren unter anderem Michail Gorbatschow, der Herzog von Kent, Daniel Ellsberg, der Urvater der Whistleblower, sowie die Friedensaktivistin Kim Phuc Phan Thi, die als Napalm-Opfer auf dem weltberühmten Foto aus dem Vietnam-Krieg zu sehen ist. Im Juni 2021 wurde der Preis an die spanische Ärztin Cristina Marín Campos stellvertretend für die Ärzte und Pflegekräfte überreicht, die weltweit in der Corona-Pandemie Herausragendes geleistet haben.
Weitere Informationen:
www.dresdner-friedenspreis.de