Am Montag, den 7. Februar 2022 stellte das neue Führungsduo des Deutschen Hygiene-Museums, Direktorin Dr. Iris Edenheiser und Lisa Klamka, Kaufmännische Direktorin, die anstehenden Projekte im Rahmen eines Pressegesprächs vor. Die beiden Stiftungsratsvorsitzenden des DHMD, Bürgermeisterin Annekatrin Klepsch und Staatsministerin Barbara Klepsch, äußerten sich zum Auswahlverfahren und zur Rolle des Museums für die Kulturlandschaft der Stadt Dresden und den Freistaat Sachsen.
Dr. Iris Edenheiser. Geboren 1977 in Torgau/Elbe. Studium der Sozial- und Kulturanthropologie, Religionswissenschaft und Hispanistik an der Universität Leipzig und der Universidad de Granada (Spanien). Promotion an der Universität Trier als Stipendiatin der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Graduiertenkollegs „Identität und Differenz“ mit Forschungen in Ecuador. Volontariat am Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig, danach verschiedene Funktionen an den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen (SKD), u.a. Kustodin für die Sammlungen aus den Amerikas und kommissarische Direktorin. Sammlungs- und Abteilungsleiterin „Weltkulturen und ihre Umwelt“ an den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und Stipendiatin der Alfred Toepfer Stiftung im Programm Museion21. Bis Ende 2021 stellvertretende Direktorin am Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin. Kuratorische Kooperationsprojekte u.a. mit den Vatikanischen Museen zum Dresdner Bildhauer Ferdinand Pettrich im Albertinum Dresden und mit dem U’mista Culture Centre in Alert Bay, Kanada. Lehrveranstaltungen an der HTW Berlin, Master-Studiengang Museumsmanagement und -kommunikation, u.a. zu Protestkulturen im Museum, und an den Universitäten Leipzig und Halle. Jüngste Tagungen und Herausgeberschaften: „What’s Missing? Collecting and Exhibiting Europe“ (gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung), „Provenienzforschung zu ethnologischen Sammlungen der Kolonialzeit“ (gefördert von der VolkswagenStiftung) sowie zur Einführung in die Museumsethnologie (gefördert von der Ernst von Siemens Kunststiftung). Mitglied im Beirat für den Studiengang „Museumsmanagement und -kommunikation“, HTW Berlin.
Bürgermeisterin Annekatrin Klepsch: „Das Deutsche Hygiene-Museum ist seit seiner Gründung und mit der Neuprofilierung seit 1990 ein Ort des gesellschaftlichen Diskurses über das menschliche Dasein und das Zusammenleben der Gesellschaft. In unserer Gegenwart der kollektiven Gereiztheit gewinnt diese Aufgabe der ästhetisch-wissenschaftlichen Reflexion und Diskussion gesellschaftlicher Entwicklung an weiterer Bedeutung. Mit der Anthropologin Dr. Edenheiser als neuer Direktorin ist das Hygiene-Museum hervorragend für die Zukunft und aktuelle Herausforderungen aufgestellt.“
Staatsministerin Barbara Klepsch: „Das Deutsche Hygiene-Museum ist bis heute weltweit einzigartig und hat für Sachsen nicht zuletzt touristisch eine sehr große Bedeutung. Es steht für innovative kuratorische Arbeit und für hervorragende Vermittlung. Ich bin überzeugt, dass Frau Dr. Edenheiser daran anknüpfen kann, dass sie das Haus weiter zu einem musealen Schrittmacher entwickelt und dass sie seine Ausstrahlung über die Grenzen von Dresden hinaus verstärkt. Wir werden sie als Stifter gemeinsam mit der Landeshauptstadt dabei tatkräftig unterstützen.“
Sonderausstellungen 2022
Künstliche Intelligenz Maschinen – Lernen – Menschheitsträume Gefördert von: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstiftung des Bundes, Klaus Tschira Stiftung gemeinnützige GmBH, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Sächsische Landesstelle für Museumswesen
Die Sonderausstellung „Künstliche Intelligenz“ wird coronabedingt bis zum 6. November 2022 verlängert (ursprüngliche Planung bis 28. August).
Wenige Themen werden heute so kontrovers diskutiert wie das der Künstlichen Intelligenz. Einerseits verspricht ihr Einsatz die effizientere, sicherere und bequemere Erledigung vieler komplizierter technischer Prozesse - und uns womöglich eine angenehmere Zukunft. Auf der anderen Seite ruft KI aber auch gut begründete Bedenken hervor. Ausgehend von den vorindustriellen Träumen von der intelligenten Maschine zeigt die Ausstellung, wie eng die Entwicklung und Anwendung von KI heute mit dem Ausbau ihrer globalen Infrastruktur zusammenhängt. Sie erläutert, wie das maschinelle Lernen funktioniert und sie verdeutlicht, inwiefern KI der menschlichen Intelligenz ähnelt und sich doch fundamental von ihr unterscheidet. Anhand zahlreicher Beispiele erfahren die Besucher:innen, wie der Einsatz von KI-Systemen unser Verständnis von Alltag, Mobilität, Arbeit, Gesundheit und Politik schon jetzt prägt und weiter verändern wird. Damit verbunden sind aber auch kritische Fragen an den Einsatz von KI: Welche Probleme können wir überhaupt mit KI lösen? Welche Entscheidungen wollen wir in die Hände von KI-Systemen legen? Wo wollen wir Grenzen ziehen?
FAKE. Die ganze Wahrheit
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Stapferhaus (CH) kuratiert von Daniel Tyradellis 14. Mai 2022 bis 5. März 2023 Original-Ausstellungsdesign und Szenografie: Kossmanndejong, Amsterdam Adaption der Ausstellungsszenografie für die Präsentation im DHMD: Focus + Echo, Andreas Pinkow Gefördert von: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Alfred Töpfer Stiftung Fake News, Fake-Profile und Fake-Produkte – in vielen Bereichen unserer Gesellschaft haben wir es heute mit Fälschungen und Desinformationen aller Art zu tun. Es gibt Manager, die schummeln, Spitzen-Sportlerinnen, die dopen, und prominente Politiker, die sich auf „alternative Fakten“ berufen. Das Deutsche Hygiene-Museum wird sich ab dem 14. Mai in ein „Amt für die ganze Wahrheit“ verwandeln und seine Besucher:innen dazu einladen, den Lügen auf den Zahn und der Wahrheit den Puls zu fühlen.
Ursprünglich wurde die Ausstellung für die Eröffnung des Neubaus des renommierten Stapferhauses in Lenzburg/Schweiz konzipiert (2018/20). Jetzt wird diese interaktive Inszenierung für die Präsentation im Deutschen Hygiene-Museum von dem Philosophen und Kurator Daniel Tyradellis noch einmal grundlegend überarbeitet und aktualisiert. Sie öffnet den Besucher:innen die Tür in eine Welt voller Überraschungen und bietet auf vielfältige Weise Gelegenheit, über das gar nicht so eindeutige Verhältnis von Lüge und Wahrheit nachzudenken – über die Ehrlichkeit in der Liebe und die Höflichkeiten im Alltag oder über die Glaubwürdigkeit von Werbebotschaften.
Wieviel Zündstoff in der Auseinandersetzung mit dem „Protagonisten“ dieser Ausstellung – dem Fake – steckt, lässt sich in der Corona-Pandemie an der fatalen Zunahme von aberwitzigen Verschwörungsmythen und gezielten Falschinformationen ablesen, die ein weiteres Anzeichen für den Kampf um Wahrheitsansprüche in einer sich polarisierenden Gesellschaft darstellen. Das Deutsche Hygiene-Museum zeigt somit eine Ausstellung, deren Thema kaum aktueller sein könnte.