Über zweieinhalb Stunden debattierte der Dresdner Stadtrat am Donnerstagabend nochmal über die Zukunft der neuen Carolabrücke. Die Fronten waren zwar klar - Grüne, Linke, Piraten-Fraktion und SPD fordern eine schmalere Brücken-Variante als bisher - CDU, FDP, Team Zastrow und AfD wollen einen Ersatzneubau. Der soll dann aber statt 34 Metern wegen größerer Radwege bis zu 41 Meter breit werden.
„Je breiter, je teurer“
Beim öffentlichen Schaulaufen am Rednerpult mussten alle Positionen nochmals vorgetragen werden. Selbst Dresdens ehemaliger Straßen- und Tiefbauamtsleiter Reinhard Koettnitz kam zu Wort, mahnte: „Je breiter die Brücke wird, umso teurer wird sie.“ Er ist mittlerweile Ehren-Professor an der Fakultät für Verkehrswissenschaften der TU Dresden und präsentierte Verkehrserhebungszahlen in Sachsen: „Es ist generell der Trend, dass der mobilisierte Individualverkehr in den Städten sinkt.“
Das führte auch Baubürgermeister Stephan Kühn vor der Abstimmung nochmal aus und sagte: „Durch die Beauftragung von vier Planungsbüros mit Entwürfen (so will es die Stadtratsmehrheit) verzögert sich der Baubeginn auf Sommer 2028.“
Zudem hat der Stadtrat eine größere Bürgerbeteiligung bei der Gestaltung der Brücke mit einverhandelt. Kühn warnt jedoch: „Mit jedem Monat, den wir später anfangen zu bauen, erhöhen sich die Kosten um eine halbe Million pro Monat.“ Derzeit habe die Stadtverwaltung 140 Mio. Euro für Brückenabriss und Neubau einkalkuliert.
OB für vier Spuren
Doch die Fraktionen blieben bei ihren Positionen: CDU, FDP/FB, AFD und Team Zastrow stimmten gemeinsam mit OB Dirk Hilbert für die vierspurigen Variante der neuen Carolabrücke. Sie soll die alte, ebenfalls vierspurige ersetzen, die am 11. September einstürzte.
Linke-Fraktionschef André Schollbach hält das für einen „fatalen Irrweg, eine Autobahn-artige Elbbrücke in die Altstadt-Silhouette zu klotzen.“ Zudem gab der Jurist auch zu bedenken, dass eine (geplante) Verbreiterung auf 41 Meter ein langwieriges Planfeststellungsverfahren auslösen könnte, da sich der Ersatzbau eben nicht an der Bestandsbrücke orientieren würde.
Fördermittel gefährdet?
Baubürgermeister Kühn sieht diese Gefahr ebenfalls. Zudem sei eine Förderung des reinen Auto-Straßenteils der Brücke unwahrscheinlicher, wenn man größer baut als die Verkehrsprognosen vorhersagen. „Und die belegen eine Notwendigkeit von zwei bis drei Spuren.“
Dem hält Stadtrat Holger Zastrow entgegen: „Wer jetzt zu klein baut, den bestraft das Leben.“ Die Stadt wachse weiter. Zudem sei eine breitere Brücke „der Wunsch der Dresdner“.
Mit dem Stadtratsbeschluss sind nun den zukünftigen Planern der neuen Carolabrücke die Rahmenbedingungen vorgegeben, auf denen sie ihre Gestaltungsvorschläge aufbauen können. Bis die vorliegen und Baurecht besteht, werden weitere zwei Jahre vergehen. Die neue Carolabrücke soll nicht vor 2030 fertig werden.