Hochwasserschutz in Dresden: Der aktuelle Stand

In der jüngeren Vergangenheit hatte Dresden wiederholt mit Hochwasserereignissen zu kämpfen. Besonders verheerend war die Jahrhundertflut im Jahr 2002, bei der 21 Menschen in Sachsen ihr Leben verloren und mehr als acht Milliarden Euro Schaden verursacht worden. Wertvolle Kulturdenkmäler waren den Wassermassen ausgesetzt, viele Gemälde mussten unter anderem aus den Kellerdepots des Albertinums notgeborgen werden. Diese Erfahrungen wurden zum Anlass genommen, den Hochwasserschutz massiv auszubauen. Erste Maßnahmen zahlten sich bereits 2013 aus, als es erneut zu Hochwasser in Dresden kam. Dennoch betrug der Gesamtschaden über 300 Millionen Euro. Zukünftig ist leider mit weiteren Hochwasserereignissen in Dresden und Umgebung zu rechnen. Starkregenfälle werden im Zuge des Klimawandels laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zunehmend wahrscheinlich. Umso wichtiger ist es, den Hochwasserschutz weiterhin zu fördern. Welche Maßnahmen konnten bereits erfolgreich umgesetzt werden? Was wird derzeit geplant? In diesem Artikel erhalten Sie einen Überblick über den aktuellen Stand des Dresdener Hochwasserschutzes und wertvolle Tipps, wie Sie Ihr Zuhause bei Flutereignissen schützen können.

Schutzmauern

Der Fokus des Hochwasserschutzes lag bisher vornehmlich auf Hochwasserschutzmauern und Flutschutzwänden. Diese werden meist fest verbaut, wie beispielsweise im Dresdener Zentrum zwischen Hasenberg und Alberthafen. Einige Anlagen können mit mobilen Elementen bei Bedarf erhöht werden. Das betrifft zum Beispiel die Schutzwände zwischen dem Ballhaus Watzke und Kaditz. Für manche Bereiche sind ausschließlich mobile Elemente vorgesehen. Wie die mobilen Flutschutzwände aufgestellt werden, wird regelmäßig geprobt, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt. Der Regiebetrieb Zentrale Technische Dienste hat 2022 etwa den mobilen Hochwasserschutz in Stetzsch, Gohlis und Cossebaude erfolgreich und deutlich schneller als erwartet auf- und wieder abgebaut. Ergänzt werden die Schutzmauern und -wände durch Deiche, Böschungen, Pumpwerke und Flutschutztore. Noch sind längst nicht alle Teile Dresdens ausreichend vor Hochwasser geschützt. Derzeit wird unter anderem am Schutz der Übigauer Insel und insbesondere der dort befindlichen Kaditzer Kläranlage gearbeitet. Der Deich soll um maximal einen Meter erhöht werden. Gleichzeitig soll eine Innendichtung eingebaut werden, die etwa 14 Meter in den Boden reicht. Dieses Projekt befindet sich noch in der Planung, tatsächlicher Baubeginn ist frühestens 2025. An manchen Orten ist bisher noch nicht einmal geklärt, welche Maßnahme am sinnvollsten ist. Wie etwa der Flutschutz in Laubegast aussehen soll, wird derzeit noch heiß diskutiert. Aus diesem Grund ist nicht damit zu rechnen, dass der Hochwasserschutz dort vor 2027 umgesetzt werden kann.

Überflutungsflächen

Generell wird sich bemüht, den Flüssen mehr Raum zu geben. So wurde beispielsweise das Flussbett der Weißeritz in Dresden verbreitert und vertieft. So soll ein Übertreten seltener werden. Kommt es jedoch dazu, muss das Wasser irgendwohin. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Hochwasserschutzes besteht deshalb in der Bereitstellung von Überflutungsflächen. Diese kommen hauptsächlich im ländlichen Raum zum Einsatz. Das Wasser kann so an einem Ort zwischengespeichert werden, an dem es nur wenig Schaden anrichten kann, bevor es nach und nach zurückgeleitet werden kann. Ursprünglich wollte der Freistaat Sachsen insgesamt 7500 Hektar Land zur Überflutung bereitstellen. Umgesetzt wurde dies bis heute jedoch nicht. Das hat vielfältige Gründe. Die Verfahren, die notwendig sind, um eine Überflutungsfläche entstehen zu lassen, sind ausgesprochen langwierig. Eigentumsrechte, Nutzungsrechte, Anwohnerinteressen, die öffentliche Infrastruktur, Fragen des Naturrechts und weitere Aspekte müssen beachtet werden. Nicht selten kommt es zu einem Rechtsstreit. Deshalb konnten bisher nur wenige Überflutungsflächen entstehen. Weitere Überflutungsflächen befinden sich jedoch im Bau oder in der Planung. Kritisiert wird mitunter, dass Überschwemmungsgebiete neu bebaut werden. Potenzielle Überflutungsflächen, die auf diese Weise verloren gehen, sollen dann aber an anderer Stelle ausgeglichen werden. Dazu kann beispielsweise der Fluss verbreitert oder vermehrt auf Gründächer gesetzt werden. Außerdem sollen Flächen nicht mehr, wie bisher üblich, versiegelt werden, damit Regenwasser versickern kann.

Kosten und Übersicht über getroffene Maßnahmen

Etwa 3,6 Milliarden Euro hat Sachsen seit der Katastrophe von 2002 in den Hochwasserschutz gesteckt. Allein die 2017 fertiggestellte fünf Kilometer lange Hochwasserschutzlinie für die Dresdner Ortsteile Kemnitz, Stetzsch, Gohlis und Cossebaude hat 39 Millionen Euro gekostet. Es handelt sich um eine der größten öffentlichen Hochwasserschutzanlagen. Wer sich über die Kosten weiterer bereits umgesetzter oder geplanter Maßnahmen interessiert, kann einen Blick in den Plan Hochwasservorsorge Dresden (PHD) werfen. Im Themenstadtplan wird außerdem der aktuelle Stand der Planung und Verwirklichung technischer Maßnahmen des Hochwasserschutzes im Stadtgebiet Dresden dargestellt. Die grünen Punkte stehen für bereits umgesetzte Maßnahmen, rote Punkte zeigen an, dass an dieser Stelle eine Maßnahme umgesetzt wird und die gelben Punkte markieren, dass hier weitere Maßnahmen geplant werden.

Hochwasserschutz für das eigene Zuhause

Dresden und Sachsen setzen sich mit großem Engagement für den Hochwasserschutz ein. Doch auch jeder Einzelne sollte entsprechende Maßnahmen treffen, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Dazu zählen auch Vorkehrungen, um den Schaden am eigenen Zuhause möglichst gering zu halten. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Tipps.

Bauen Sie hochwassersicher! Wenn Sie ein neues Haus bauen, richten sie sich auf möglicher Hochwasserereignisse ein:

  • Nutzen Sie Rückstauklappen, um zu verhindern, dass Wasser durch Abflüsse ins Haus steigen kann

  • Schaffen Sie eine Wasserpumpe an

  • Nutzen Sie wasserfeste Baumaterialien

  • Fliesen Sie die Böden in Kellern und im Erdgeschoss

  • Verzichten Sie auf Ölheizanlagen

  • Sorgen Sie für höhergelegte Eingänge

  • Installieren Sie Heizanlagen und Sicherungskästen in den oberen Stockwerken

  • Bauen Sie im Untergeschoss druckwasserdichte Fenster und Türen ein

  • Verankern Sie das Haus, denn wasserdichte, leichte Gebäude können von drückendem Grundwasser oder Überschwemmungen möglicherweise angehoben werden.

Auch Altbauten können nachträglich hochwassersicher umgebaut werden. Als Außen- oder Innendichtung kommen dabei häufig Bitumen- oder Kunststoffbahnen zum Einsatz. In Risikogebieten ist es außerdem ratsam, immer einige Sandsäcke parat zu haben. Erwarten Sie nicht, dass Feuerwehr oder andere Einsatzkräfte private Vorräte bereitstellen können.

Wenn Sie in einem Hochwassergebiet wohnen, ist eine gute Hochwasserversicherung unbedingt anzuraten. Lassen Sie sich bei Bedarf bei den Verbraucherzentralen beraten.

Wenn Sie in einem hochwassergefährdeten Gebiet leben, sollten Sie eine persönliche Grundausrüstung für den Notfall bereithalten. Dazu gehören unter anderem ein netzunabhängiges Rundfunkgerät, Kerzen und Taschenlampen, eine stromunabhängige Kochstelle, Heizungsmöglichkeiten, eine Hausapotheke, persönliche Hygieneartikel und geeignete Kleidung wie Gummistiefel und Wathosen.

Nach dem Hochwasser

Tragen Sie Schutzkleidung, da das Wasser und der Schlamm stark verunreinigt sein können. Essen Sie auch nichts, was mit dem Wasser in Kontakt gekommen ist. Erkundigen Sie sich, ob das Trinkwasser wieder trinkbar ist. Betreten Sie ein Gebäude erst, wenn es als sicher gilt. Insbesondere die Elektrik, Heizöltanks und die Baustatik sollten zunächst von Fachleuten überprüft werden. Falls Schadstoffe ausgetreten sind, wenden Sie sich an die Feuerwehr. Sobald der Grundwasserspiegel ausreichend gesunken ist, kann mit Abpumparbeiten begonnen werden. Befreien Sie das Haus von Wasser und Schlamm. Halten Sie die Schäden unbedingt für die Versicherung fest. Anschließend können Trocknungsmaßnahmen beginnen. Diese sollten schnell erfolgen, um Schimmel und schlimmere Schädigungen der Bausubstanz zu verhüten. Meist werden zunächst Bautrockner und Heizgeräte verwendet. Um hartnäckige Feuchtigkeit aus den Wänden zu bekommen, kann auch ein elektrophysikalisches Verfahren angewendet werden. Das Unternehmen Drymat-Systeme GmbH aus dem nahegelegenen Niederwiesa hat eine Methode zur Mauerwerkstrockenlegung entwickelt, bei der die Eingriffe in die Bausubstanz minimal sind. Kleine Elektroden in den betroffenen Wänden erzeugen ein elektrisches Feld, welches dafür sorgt, dass die Wassermoleküle sich wieder in die Erde zurückziehen. Sind Maßnahmen des Wiederaufbaus oder der Sanierung notwendig, achten Sie auf eine hochwasserangepasste Bauweise, um für mögliche zukünftige Hochwasserereignisse noch besser vorbereitet zu sein.

Fazit

Hochwasserereignisse hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben und sie werden auch in Zukunft dazu gehören. Aufgrund des Klimawandels sind mehr Extremwetterlagen zu erwarten. Ein immer weiter ausgebauter Hochwasserschutz in Stadt und Region zusammen mit einer guten Vorbereitung in Ihrem Zuhause lässt hoffen, dass zukünftige Hochwasser weniger schlimme Auswirkungen haben als in der Vergangenheit.

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